100 Jahre Ruderclub >Borussia< Rheinhausen
100 Jahre Rudersport in Rheinhausen

Wenn der Ruderclub >Borussia< Rheinhausen am 07. Juli 2013 den 100. Geburtstag begeht, blickt er zurück auf 100 Jahre Rudersport in Rheinhausen.

Der Werdegang des Vereins ist eng verknüpft mit der Firma Krupp in Rheinhausen, denn die Gründung 1913  basierte auf einer Anordnung des damaligen Hüttendirektors, der die jungen Ingenieure und Kaufleute zur sportlichen Ertüchtigung aufrief. So entstand am  01. Juli 1913 mit 11 Mitgliedern die Ruderriege >Borussia< Rheinhausen. Die ersten beiden Boote wurden von Alfried Krupp von Bohlen und Halbach gestiftet, das Bootshaus war eine Scheune auf dem Rheinenhof, neben der Kutscherremise der Friedrich-Alfried-Hütte. Zum Zeichen der Verbundenheit wurden die 3 Krupp’schen Ringe in die Vereinsflagge aufgenommen. Am 15. Oktober 1920 wurde die Ruderriege in den Deutschen Ruderverband (DRV) aufgenommen.

Von der Ruderriege als Betriebssportgemeinschaft zum Ruderclub >Borussia< Rheinhausen war es ein verworrener Weg durch Vereinsfusionen, Aufspaltungen und Umbenennungen.

Die Ruderriege >Borussia< Rheinhausen war eine selbständige Abteilung des SV Borussia 1912 Friemersheim, der quasi der Krupp’sche Betriebssportverein war.
Besatzungsbedingt benannte sich der SV Borussia 1912 Friemersheim in SV Borussia 1912 Friemersheim und Duisburg um, da die linksrheinische Seite besetzt und für die rechtsrheinischen Mitglieder nicht erreichbar war. Im März 1921 fusionierte er dann mit dem rechtsrheinischen TV Duisburg 1848 zum Duisburger Turnverein von 1848 und Sportverein Borussia, oder kurz TuBo Duisburg.
Der TuBo Duisburg fusionierte noch im gleichen Jahr mit dem SV Victoria 99 Duisburg zum TSV Duisburg 1848/99. 1922 entstand vereinsintern die linksrheinische Abteilung Borussia, der auch die Ruderriege angehörte. 1923 wurden diese Fusionen durch die reinliche Scheidung (angeordnete Trennung von Turn- und Fußballvereinen) wieder aufgehoben und der SV Borussia 1912 Friemersheim war wieder ein selbständiger Verein, der sich 1930 mit dem SV 09 Hochemmerich zum SV Borussia 09 Rheinhausen zusammenschloss.1937 kam es dann zur Fusion des SV Borussia 09 Rheinhausen mit dem TV Hochemmerich zum Kruppschen Turn- und Sportverein Rheinhausen, aus dem 1938 nach der Aufhebung der Trennung von Turn- und Fußballvereinen die Betriebssportgemeinschaft Krupp Rheinhausen wurde, dem dann auch die Turnerschaft Friemersheim/Bliersheim  angehörte. 1945 wurde diese Betriebssportgemeinschaft umbenannt in TuS 04 Rheinhausen.

1957 war es dann soweit: Die Ruderriege >Borussia< Rheinhausen machte sich selbständig.
Am 25. Januar wurde eine eigene Satzung verabschiedet und am 04. Juni 1957 ließ man sich ins Vereinsregister eintragen. Im Jahr 1972 wurde auf Beschluss der Jahreshauptversammlung aus der Ruderriege >Borussia< Rheinhausen der selbständige Ruderclub >Borussia<  Rheinhausen.

War zuerst nur Kaufleuten und Ingenieuren der Friedrich-Alfried-Hütte die Mitgliedschaft in der Ruderriege möglich, durften später auch Frauen und ab Anfang der 1950er auch Schüler der Gymnasien und Gewerblichen Schulen (Mindestalter 16 Jahre) Mitglieder der Ruderriege werden. Es wurden sogar Schülerruderriegen mit eigenem Protektor und eigenen Booten eingerichtet (Krupp-Gymnasium 1964 bis 2000, Berufsbildende Schulen Rheinhausen 1975 bis 1987), die teilweise bis zu 50 Schülern im Rahmen des Schulsports das Rudern näher brachten. Seit dem Jahr 2000 gibt es eine Kooperationsvereinigung mit dem Duisburger RV zur gefahrlosen Ausbildung unserer Ruderanfänger auf der Wedau und der Möglichkeit für die Duisburger Ruderkameraden zum Wanderrudern.

Mit Adolf Martini (1913 < 1948) und Arthur Walter (1948 < 1964) hatten zwei Leitende Angestellte der Firma Krupp den Vorsitz, die immer ihre schützende Hand über die Ruderriege hielten und besonders nach den beiden Weltkriegen dafür sorgten, dass die Ruderriege nicht auseinander brach und der Rudersport in Rheinhausen erhalten blieb.
In Dr. Rolf Breuer (1964 < 1983) fand man einen Vorsitzenden, der das Wanderrudern stark ausbaute und vorantrieb. Die Überreichung des  Nordischen Bären durch die Gesellschaft zur Förderung der deutsch-dänischen Freundschaft und Fahrtenleitungen auf Teilstrecken der internationalen Donauwanderfahrt des DRV zeugen von seinem Engagement.

In den ersten Jahrzehnten nahm man erfolgreich an Rennruderregatten teil, danach wurde in den 1950ern und 1960ern mangels Trainingsgewässer und modernen Rennbooten erfolgreich auf Dauerruderregatten umgeschwenkt. Von den 1970ern an ist das Wanderrudern Schwerpunkt der sportlichen Aktivitäten geworden, was die guten Platzierungen im DRV-Wanderruderwettbewerb zeigen. Im Jahr 2011 wurde mit 15499 km sogar ein erster 1. Platz erreicht. Es wurde bereits in Dänemark, Schweden, Italien, Österreich, Ungarn, Polen, Tschechien, Frankreich und den Niederlanden gerudert.

Die ersten Boote, Umkleiden und Trainingsbecken waren noch ca. 600 m vom Rhein entfernt in einer Remise neben dem Pferdestall des Kutscherhofes der Friedrich-Alfried-Hütte untergebracht, aber  ab 1934 konnte nach dem Bau eines sogenanntes Sommerbootshauses im  Rheinvorflutgelände bei Stromkilometer 772 den Ruderbetrieb direkt am Rhein beginnen. 1944/45 wurde dieses Bootshaus völlig zerstört, da es als Fliegerabwehrstellung missbraucht wurde. Durch die Hilfe der Firma Krupp konnte es nach Kriegsende bis 1948 an gleicher Stelle wieder aufgebaut werden. Doch leider musste dieses Bootshaus 1958 aufgeben werden, da die Firma Krupp für die Erweiterung der Betriebsanlagen das zur Verfügung gestellte Gelände beanspruchte. Somit war der Neubau eines weiteren Bootshauses an heutiger Stelle (Stromkilometer 775,7) und der komplette Umzug dorthin notwendig. Hier sind nun Bootshallen, Thekenraum, Küche, Damen- und Herrenumkleiden, ein kleiner Kraftraum, eine Werkstatt, Ölheizung und Garagen für Bus und Hänger untergebracht.

Die Ruderriege startete 1913 mit 2 Booten ins Leben. Bis 1944/45 wuchs der Bootspark auf 9 Boote. Leider wurden alle Boote von den Soldaten entwendet als sie den Rückzug über den Rhein antraten. Ein Glücksfall war, dass eines dieser Boote in renovierungsbedürftigem Zustand wieder gefunden wurde und so 1948 der Ruderbetrieb langsam wieder aufkeimen konnte. Heute umfasst unsere Flotte 18 Boote, meist Wanderruderboote, die nach alter Tradition beim wöchentlich stattfindenden Arbeitsdienst in Eigenregie repariert und teilweise auch restauriert werden.

Aber Vereinsleben besteht ja nicht nur aus Rudersport, sondern auch aus dem gesellschaftlichen Teil. Früher wie heute trifft man sich gerne zum An- und Abrudern und zu Festen im Bootshaus oder auch zu einem der gutbesuchten Clubabende. Auch fernab vom Wasser in den deutschen Mittelgebirgen waren die Borussen bei Wanderwochenenden zu finden.

11 Mitglieder hatte die Ruderriege bei ihrer Gründung, heute zählt der RCB ca. 100 Mitglieder zwischen 11 und 90 Jahren, davon 29 aktive Ruderer und Ruderinnen.  Viele Vereinsmitglieder blicken auf 20, 30, 40, 50 oder sogar fast 60 Jahre Vereinszugehörigkeit zurück, was nicht nur für die Treue der Mitglieder, sondern auch die Güte des Vereins spricht.
Der Ruderclub konnte die vergangenen 100 Jahre bestehen, weil die Mitglieder immer wieder bereit waren, für ihren Verein und ihren Sport in die Hände zu spucken und sich mit beherztem Engagement für den Aufbau und Erhalt von Bootshaus, Booten und Vereinsleben einzusetzen. Das wird hoffentlich immer so bleiben.

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